08.10.2007
Offener Brief an das Klinikum Frankfurt (Oder)
Als Reaktion auf eine Meldung in der Märkischen Oderzeitung vom 01.04.06 schrieb ich folgenden Offenen Brief an den Geschäftsführer des Klinikums Frankfurt (Oder) und an einige Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung in Frankfurt: Offener Brief vom 06.04.2006 zum Vorhaben des Klinikums Frankfurt (Oder): "5.000 Euro für Große Familie" Sehr geehrter Herr Stähler, am 01.04.2006 veröffentlichte die Märkische Oderzeitung einen Artikel unter der Überschrift "5.000 Euro für Große Familie". Ich setze voraus, dass die Meldung ernst gemeint ist und der Artikel kein April-Scherz sein sollte und nur zufällig am 1. April veröffentlicht wurde. Ich protestiere gegen Ihre Absicht, eine kommunale Seniorenweihnachtsfeier zu sponsoren. Aus der beiliegenden Kopie meines Leserbriefes vom 07.01.2006 geht hervor, warum ich auch dagegen protestiere. Wir waren und wir sind in Frankfurt (Oder) keine "Große Familie". Gleichzeitig stelle ich Ihnen die Frage, warum das Klinikum keine eigene Weihnachtsfeier für seine ehemaligen Mitarbeiter und heutigen Rentner veranstaltet? Stattdessen will das Klinikum 5.000 Euro wie mit einer Giesskanne über die ach so armen Rentner verteilen. Dabei ist inzwischen landesweit bekannt, dass die heutigen Rentner die reichsten Alten aller Zeiten in Deutschland sind. Deutschland ist noch immer Reiseweltmeister aufgrund der reisenden deutschen Rentner. Gleichzeitig gehen jeden Tag viele Frankfurter Kinder ohne ausreichende Verpflegung in die Schule. Viele arme Frankfurter Eltern können ihren Kindern keine Reisen finanzieren. Die mangelnde Integration von Kindern aus sozial schwachen Familien zeigt auch in Frankfurt (Oder) bereits seine Wirkungen. Frankfurt (Oder) ist in Deutschland die einzige Stadt, die unter dem verlogenen DDR-Motto "Wir sind eine große Familie" eine kommunale Rentner-Weihnachtsfeier ausrichtet und dazu alle Stasi-Rentner und SED-Funktionärs-Rentner einlädt. Ich fordere das Klinikum Frankfurt (Oder) auf, die angekündigte Unterstützung für die kommunale Weihnachtsfeier mit Stasi- und SED-Rentnern in Frankfurt (Oder) zurückzunehmen. Spenden Sie für soziale Kinderprogramme! Wenn die alten SED-Kader zusammen feiern wollen, sollen sie einen Verein gründen und ihre Feier selbst organisieren und selber bezahlen. SED-Rentner haben ihre Lobby und eigene Mittel. Welche Lobby haben Frankfurter Kinder aus sozial schwachen Familien? Woher kommen Ihre 5.000 Euro? Angesichts der aktuellen Diskussionen über unser angeblich marodes Gesundheitssystem steht diese Frage im öffentlichen Raum? Wieso will das Frankfurter Klinikum solch eine Summe für viele wohlhabende Rentner ausgeben, obwohl gleichzeitig viele Kinder- und Jugendprojekte in unserer Stadt unter permanenter Unterfinanzierung leiden? In Frankfurter Schulen fehlt ständig Geld für notwendige Sanierungen und für soziale Projekte. Ich fordere das Frankfurter Klinikum auf, sich dort finanziell zu engagieren, wo es sozial am notwendigsten ist. Viele Frankfurter Kinder- und Jugendprojekte brauchen Unterstützung. Die mediale Resonanz mag nicht so spektakulär sein wie bei einer Rentnerweihnachtsfeier, über die Journalisten gern in Zeitungen und oberflächlich im Fernsehen berichten. Ein schaler Beigeschmack bleibt zurück.
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Am 22.09.2006 meldete eine Regionalzeitung aus Ostbrandenburg:
AntwortenLöschen"Jedes dritte Kind lebt in Armut - Frankfurt hält den traurigen Rekord in Brandenburg"
Die ärmsten Kinder Brandenburgs leben in Frankfurt (Oder). Dies geht aus einer Studie der Agentur für Arbeit vom Juni 2006 hervor, die der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) anlässlich des Weltkindertages veröffentlicht hat. Als arm gelten diejenigen Kinder, die in einem Haushalt leben, dem monatlich weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens, 938 Euro, zur Verfügung steht. In Frankfurt (Oder) betrifft dies 30 Prozent der Kinder unter 18 Jahren!
Fast gleichzeitig meldet die Presseagentur dpa am 30.04.2006: Niemand gibt mehr Geld für Auslandsreisen aus als die Deutschen. Mit 75,6 Millionen privaten und geschäftlichen Auslandsreisen und Ausgaben von 57,1 Milliarden Euro seien die Bundesbürger weiterhin "Reiseweltmeister", berichtet die Deutsche Zentrale für Tourismus in Düsseldorf unter Berufung auf die Welttourismusorganisation UNWTO.
Am 17. Juni 2007 meldet aus Potsdam die Presseagentur dpa: Kaum Altersarmut in Brandenburg
AntwortenLöschenNach Einschätzung von Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) gibt es bisher so gut wie keine Altersarmut in Brandenburg. Wegen einer zu niedrigen Rente erhalte lediglich ein Prozent der über 65-Jährigen eine staatliche Grundsicherung, antwortete die SPD-Politikerin auf eine parlamentarische Anfrage. Allerdings würden nochmals etwa 2,5 Prozent angesichts ihrer geringen Rentenbezüge als relativ arm gelten. Damit wiesen Menschen über 65 Jahre insgesamt die niedrigste Armutsbetroffenheit von allen Altersgruppen der Brandenburger Bevölkerung auf, so Ziegler. Allerdings sei die Zahl der Empfänger einer Grundsicherung in den vergangenen Jahren gestiegen. So seien davon 2003 insgesamt 3229 Rentner betroffen gewesen. Bis Ende 2005 habe sich diese Zahl auf 4529 erhöht.