Am 11. September 2020 fand die diesjährige "Kurze Nacht der Frankfurter Museen" statt. Ich nutzte diesen Abend und besuchte bei freiem Eintritt drei Frankfurter Einrichtungen:
In der Frankfurter Rathausgalerie herrschte noch relativ großer Andrang. Das hing mit der dort gerade zu Ende gegangenen Eröffnung zusammen, bei der die Brandenburgische Kulturministerin anwesend war. Die Ausstellung "Ich Du Wir – Bildnisse in der DDR. Malerei und Bildhauerei aus der Sammlung des BLMK" widmet sich dem ikonografischen Aspekt des Bildnisses in der DDR. Das können Einzel- und Gruppenporträts sein, die wiederum fiktive Szenerien, Gleichnishaftes und individuelle Porträts darstellen. Anzutreffen sind realistische, veristische, idealistische (Sozialistischer Realismus), expressive, kubistische und impressionistische Formsprachen. In der DDR stand als kulturpolitische Forderung die Ideologie vom Neuen Menschen. Das war mit der kulturpolitischen Reglementierung seitens des Staates verbunden, der ein sozialistisches (idealisiertes) Wir einforderte. Zugleich war diese Forderung eingebunden in die prinzipielle Unterdrückung eines jeden Einzelnen. Diese Fiktion der Gleichschaltung ebbte als Forderung an die Kunst in den Siebzigerjahren allmählich ab, verschwand aber nicht. Dem entgegengesetzt wurden die Künstler*innen nicht müde, das Ich zu verbildlichen und das Individuelle im Gegenüber, im „Du“ ausfindig zu machen. Dabei musste jede Künstlerin und jeder Künstler für sich die mehr oder weniger existenzielle Entscheidung treffen, wie man sich unter diesen Bedingungen verhält – wie die eigene Kunst auszusehen hat. Allein ihnen oblag es, wie weit man sich in den schöpferischen Prozess einer Spätmoderne hinein begab und deren Begrenzungen auslotete. Dafür war in der DDR die Malerei DAS Medium, welches eine gewisse Popularität genoss und Breitenwirkung entfaltete. Von 66 Künstler*innen sind 90 Malereien und Werke der Bildhauerei aus der Sammlung des BLMK in loser Chronologie und stilistisch sich voneinander absetzend angeordnet. Das soll dem Betrachter eine eigene differenzierte Sicht auf die sich oft widersprechenden Positionen innerhalb des gleichen Zeitabschnittes ermöglichen.
Das Frankfurter Stadtmuseum Viadrina präsentierte die Sonderausstellung "Krieg und Frieden in Brandenburg. Frankfurt (Oder) 1945". Die Ausstellung zeichnet zum 75. Jahrestag der Befreiung und Besetzung der Stadt die wichtigsten Themen der Nachkriegszeit nach und fragt gleichzeitig, welche persönlichen Erinnerungen und Nachlässe die heute in der Stadt Lebenden mit der Weltkriegszeit verbinden. Die Folgen von Krieg und Frieden spiegeln sich in Frankfurt (Oder) wie in kaum einer anderen Stadt im Land Brandenburg wider. Auf die verschiedenen Facetten einer Zeitenwende um das Jahr 1945 wird mit der Sonderausstellung an dem Ort erinnert, der bis zu diesem Datum unumstritten als Hauptstadt Ostbrandenburgs fungierte. Als Verwaltungs- und Militärstandort kommt der Stadt eine wichtige Bedeutung in der Geschichte von Krieg und Gewalt zwischen 1939-1945 zu. Im Jahr 1945 wird Brandenburg zum Kriegsschauplatz im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt ist verstrickt Kampfhandlungen und NS-Verbrechen, die Stadt wird selbst zum Schlachtfeld, schließlich nach Plünderung und Brandschatzung im Zentrum ausradiert. Das über Jahrhunderte gewachsene Kulturerbe ist verloren und zerstört. Exemplarisch lassen sich hier die Folgen des Krieges studieren. Frankfurt wird geteilt und liegt nun erstmals an der deutsch-polnischen Grenze.
Das Kleist-Museum lud ein zu einer Reise in ein Randgebiet der Kleistforschung. Aus dem Archiv des Museums und der Sammlung Burkhard Wolter wurde eine Auswahl selten gezeigter Objekte zusammengestellt, die auf den ersten Blick vielleicht wie ein Sammelsurium, eine wilde Mischung von Souvenirs und Überbleibseln der Rezeption erscheint. In Anlehnung an Kleists Betrachtung zeigt sich jedoch, wie diffizil der Umgang mit dem "seltsamen Ding Nachruhm" sein kann. Hier begegnen wir Kleist ungeschützt, nicht autorisiert. Man bemächtigte sich in den vergangenen 200 Jahren vielfach seiner Worte und seines vermeintlichen Abbildes, sei es in der hehren Absicht einer Würdigung oder nur zur Zier eines Produktes im Dienste des Marketings. Abhängig vom Zeitgeist stellt sich mitunter auch die Frage der Instrumentalisierung von Person und Werk.
In der Frankfurter Rathausgalerie herrschte noch relativ großer Andrang. Das hing mit der dort gerade zu Ende gegangenen Eröffnung zusammen, bei der die Brandenburgische Kulturministerin anwesend war. Die Ausstellung "Ich Du Wir – Bildnisse in der DDR. Malerei und Bildhauerei aus der Sammlung des BLMK" widmet sich dem ikonografischen Aspekt des Bildnisses in der DDR. Das können Einzel- und Gruppenporträts sein, die wiederum fiktive Szenerien, Gleichnishaftes und individuelle Porträts darstellen. Anzutreffen sind realistische, veristische, idealistische (Sozialistischer Realismus), expressive, kubistische und impressionistische Formsprachen. In der DDR stand als kulturpolitische Forderung die Ideologie vom Neuen Menschen. Das war mit der kulturpolitischen Reglementierung seitens des Staates verbunden, der ein sozialistisches (idealisiertes) Wir einforderte. Zugleich war diese Forderung eingebunden in die prinzipielle Unterdrückung eines jeden Einzelnen. Diese Fiktion der Gleichschaltung ebbte als Forderung an die Kunst in den Siebzigerjahren allmählich ab, verschwand aber nicht. Dem entgegengesetzt wurden die Künstler*innen nicht müde, das Ich zu verbildlichen und das Individuelle im Gegenüber, im „Du“ ausfindig zu machen. Dabei musste jede Künstlerin und jeder Künstler für sich die mehr oder weniger existenzielle Entscheidung treffen, wie man sich unter diesen Bedingungen verhält – wie die eigene Kunst auszusehen hat. Allein ihnen oblag es, wie weit man sich in den schöpferischen Prozess einer Spätmoderne hinein begab und deren Begrenzungen auslotete. Dafür war in der DDR die Malerei DAS Medium, welches eine gewisse Popularität genoss und Breitenwirkung entfaltete. Von 66 Künstler*innen sind 90 Malereien und Werke der Bildhauerei aus der Sammlung des BLMK in loser Chronologie und stilistisch sich voneinander absetzend angeordnet. Das soll dem Betrachter eine eigene differenzierte Sicht auf die sich oft widersprechenden Positionen innerhalb des gleichen Zeitabschnittes ermöglichen.
Das Frankfurter Stadtmuseum Viadrina präsentierte die Sonderausstellung "Krieg und Frieden in Brandenburg. Frankfurt (Oder) 1945". Die Ausstellung zeichnet zum 75. Jahrestag der Befreiung und Besetzung der Stadt die wichtigsten Themen der Nachkriegszeit nach und fragt gleichzeitig, welche persönlichen Erinnerungen und Nachlässe die heute in der Stadt Lebenden mit der Weltkriegszeit verbinden. Die Folgen von Krieg und Frieden spiegeln sich in Frankfurt (Oder) wie in kaum einer anderen Stadt im Land Brandenburg wider. Auf die verschiedenen Facetten einer Zeitenwende um das Jahr 1945 wird mit der Sonderausstellung an dem Ort erinnert, der bis zu diesem Datum unumstritten als Hauptstadt Ostbrandenburgs fungierte. Als Verwaltungs- und Militärstandort kommt der Stadt eine wichtige Bedeutung in der Geschichte von Krieg und Gewalt zwischen 1939-1945 zu. Im Jahr 1945 wird Brandenburg zum Kriegsschauplatz im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt ist verstrickt Kampfhandlungen und NS-Verbrechen, die Stadt wird selbst zum Schlachtfeld, schließlich nach Plünderung und Brandschatzung im Zentrum ausradiert. Das über Jahrhunderte gewachsene Kulturerbe ist verloren und zerstört. Exemplarisch lassen sich hier die Folgen des Krieges studieren. Frankfurt wird geteilt und liegt nun erstmals an der deutsch-polnischen Grenze.
Das Kleist-Museum lud ein zu einer Reise in ein Randgebiet der Kleistforschung. Aus dem Archiv des Museums und der Sammlung Burkhard Wolter wurde eine Auswahl selten gezeigter Objekte zusammengestellt, die auf den ersten Blick vielleicht wie ein Sammelsurium, eine wilde Mischung von Souvenirs und Überbleibseln der Rezeption erscheint. In Anlehnung an Kleists Betrachtung zeigt sich jedoch, wie diffizil der Umgang mit dem "seltsamen Ding Nachruhm" sein kann. Hier begegnen wir Kleist ungeschützt, nicht autorisiert. Man bemächtigte sich in den vergangenen 200 Jahren vielfach seiner Worte und seines vermeintlichen Abbildes, sei es in der hehren Absicht einer Würdigung oder nur zur Zier eines Produktes im Dienste des Marketings. Abhängig vom Zeitgeist stellt sich mitunter auch die Frage der Instrumentalisierung von Person und Werk.
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