16.06.2015

Eine Buch-Empfehlung

Angeregt durch ein Gespräch mit Harald Hauswald am 31.05.2015 habe ich vor ein paar Tagen mal wieder die Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung besucht.
Gefunden und bestellt habe ich dort sowohl die DVD über den Fotografen Harald Hauswald (www.bpb.de/radfahrer) als auch das Buch "Die DDR - Eine Geschichte von der Gründung bis zum Untergang" - Autor: Stefan Wolle.

Investiert habe ich dafür relativ wenig:
- die Hauswald-DVD kostete 4,50 Euro;
- das über 1.300 Seiten dicke DDR-Buch kostete 7 Euro;
- die Versandkostenpauschale betrug 4,60 Euro.


Nach den ersten 100 gelesenen Seiten bin ich bereits überzeugt: Diese Investition hat sich gelohnt. Der Autor Stefan Wolle, der übrigens als "gelernter DDR-Bürger" zufällig auch in Frankfurt (Oder) wohnt, schrieb sein Buch mit einem sehr gut lesbaren, erfrischend ironisch geprägten Stil.

Es besteht aus diesen drei Teilen:
  1. Der große Plan (Alltag und Herrschaft in der DDR 1949 - 1961)
  2. Aufbruch nach Utopia (Alltag und Herrschaft in der DDR 1961 - 1971)
  3. Die heile Welt der Diktatur (Herrschaft und Alltag in der DDR 1971 - 1989)
Wer sich 25 Jahre nach dem Untergang des "Retortenbabys" DDR - dem "Homunculus sovieticus" (Ausdruck von Pjotr Abrassimow) - mit der "nicht lebensfähigen historischen Missgeburt aus asiatischer Despotie und preußischem Militarismus" (Stefan Wolle) auf eine unterhaltsame Art und Weise auseinander setzen möchte, kaufe dieses kenntnisreiche Buch. Das Lesen könnte für viele "Ossis" und "Wessis" sowohl Provokation als auch Erleuchtung sein.

Zitat aus "Der große Plan" - Seite 77 und Seite 78:
"Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben". Dieses Diktum gehört zu den bekanntesten Aussprüchen Walter Ulbrichts. ...
Die SED hatte zwar alles in der Hand, aber es sah keineswegs demokratisch aus. Im Grunde war es von Anfang an eine Illusion der Kommunisten, irgendwer könnte dem Wolf glauben, er sei zum lieben Mütterchen der kleinen Geißlein geworden, nur weil er einen Sack voll Kreide gefressen hat. Im Grunde kam es darauf auch gar nicht mehr an.
Spätestens seit 1948 konnte und sollte jeder sehen, dass die SED überall das letzte Wort hatte. Mit der exekutiven Gewalt der sowjetischen Besatzungsmacht im Rücken beherrschte die Partei die Verwaltung, die Polizei, die Wirtschaftsbetriebe, die Kommunaleinrichtungen und Landtage, die Bildungseinrichtungen, die Massenorganisationen, die Blockparteien und das Kulturleben.
Die im Oktober 1949 gegründete Deutsche Demokratische Republik war kein Staat, der von einer Partei dominiert wurde, sondern eine Partei, die sich aus den Trümmern der Geschichte einen Staat zusammengebastelt hatte. In gewisser Weise entsprach das sogar der marxistisch-leninistischen These vom Staat als dem Machtinstrument der herrschenden Klasse, nur dass es bei dieser Klasse keineswegs um das Proletariat oder gar die Werktätigen ging, sondern um eine fremdbestimmte Clique von Funktionären.